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Datum/Zeit
Date(s) - 13.12.2020
18:00 - 20:00

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Frieder W. Bergner – Posaune, Tuba, Electronics, Lyrik

Buchlesung und Konzert
Jazz
unter Ulbricht und Honecker
– mein musikalisches Leben in der DDR -Der „Chef“ stand hinter dem Harmonium und schlug mit seinem Dirigentenstöckchen auf einen Notenstapel. „Was ist eine Tonleiter?“ Klatsch! Vor dem nächsten Klatsch mußte einer von uns antworten.
„Eine Tonleiter ist eine Aneinanderreihung von Tönen, die stufenweise aufwärts schreiten. Der erste und der achte Ton sind gleich.“ Nur wenn diese Definition wörtlich und in einem Atem heruntergerasselt wurde, war die Frage zufriedenstellend beantwortet. Noch heute, ein halbes Jahrhundert später habe ich die meisten dieser musikalischen „Kernsätze“ jederzeit abrufbar im Gedächtnis.
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„Wo sind wir denn hier hineingeraten? Spielen wir als Vorband zu den Rolling Stones oder was?“ Wir standen – 20 klitzekleine Menschlein – in einer riesigen Sporthalle irgendwo in einer der nicht endenden Vorstädte von Leningrad und konnten es kaum fassen. 15 000 Zuschauer paßten hier hinein. Die Halle war so riesig, daß man Wolken von Großstadtsmog im Scheinwerferlicht unter der Decke wabern sah. Ogromny, dieses russische Wort für gigantisch, gewaltig, sollte in den nächsten Wochen für uns das Unwort der Tournee werden.

www.friederwbergner.de

Die musikalische Vita des Posaunensolisten und Komponisten Frieder W. Bergner begann in der Kirche, bei den Thüringer Sängerknaben. In Dresden studierte er Posaune, spielte dort in Rockbands und kurzzeitig auch in einem Sinfonieorchester. In den 1970er und 80er Jahren war Bergner dann Studiomusiker in der Radio Big Band Leipzig und später Professor für Big Band an der Musikhochschule Weimar.
Seit über 30 Jahren ist er nun in der ostdeutschen Jazzszene aktiv. Ob im Duo mit der Sängerin Silke Gonska oder als Initiator und Leiter innovativer Jazzprojekte mit seiner Contemporary Jazz Band, mit dem Ensemble Creativ wie auch als Autor von musikalischen Revuen, Bühnenperformances und Hörspielen, in den meisten seiner Unternehmungen sucht er die Verbindung zwischen zeitgenössischem Jazz, Literatur und anderen Kunstformen.
Nun hat sich Bergner an den Schreibtisch gesetzt. Nicht um zu komponieren, sondern um seine musikalische Biografie bis zur deutschen Wiedervereinigung aufzuzeichnen. Dabei schreibt er nicht nur über Jazz in der DDR und auf Tourneen im östlichen und westlichen Ausland.
Nein, er berichtet auch über seine eigene Erziehung im Spannungsfeld zwischen christlich geprägtem Elternhaus und sozialistischer Volksbildung und über Musik und Kunst diesseits und jenseits von offizieller Kulturpolitik in der DDR. So zeichnet er in seinem Buch ein sehr persönliches Bild vom Leben als Jazzmusiker im ersten deutschen Arbeiter- und Bauernstaat.
In einer konzertanten Lesung stellt er Kapitel aus seinem gerade veröffentlichten Buch vor.
Zwischen den gelesenen Passagen greift er zur Posaune und spielt Musik mit Bezug zu Ort, Zeit und Handlung seiner Geschichten, unter anderem von seiner 2009 veröffentlichten Solo-CD „Kein schöner Land – deutsches lied gut“.
Das Buch im Selbstverlag erschienen. Es wird nur bei Konzerten und Lesungen
verkauft und kann ansonsten zusammen mit einer dazugehörigen CD mit teilweise historischen und noch unveröffentlichten Aufnahmen und Konzertmitschnitten aus alten DDR-Jazzarchiven ausschließlich beim Autor bestellt werden:

www.musikmanufactur.de